Ein Erfahrungsbericht von der Fährinsel

Mein erster Arbeitstag für den Verein auf der Insel Hiddensee war Sonntag, der 15. März. Da fühlte sich noch alles an wie ein Traumurlaub auf einer Insel. Denn mein Mann brachte mich zu meiner neuen Aufgabe und so verbrachten wir noch ein vorerst letztes gemeinsames Wochenende bei strahlendem Sonnenschein und gutem Essen. Ohne zu wissen, was dann aufgrund des Covid-19 Virus für Maßnahmen von Ländern und Bund beschlossen werden sollte. Die ersten Tage hatte ich richtig daran zu knabbern und es war mir sehr unheimlich zu Mute. Immerhin weiß ich nicht, wann ich Besuch auf der Insel empfangen darf.

 

Aber nun zu meinem zweiten Arbeitstag, der nach einer unruhigen Nacht mit meiner ersten Dienstbesprechung begann und ich als Neuankömmling nicht sehr viel verstand. Darauf folgte die erste Wasservogelzählung meines 42-jährigen Lebens auf der Fährinsel. Bei all den Anfängerschwierigkeiten der Erkennung von Gänsesägern, Hockerschwänen, Kranichen, Stockenten aus der Entfernung und teilweise im Flug hatte ich das große Glück, einen Fischotter, einen Fuchs sowie Mufflons in freier Natur zu erleben. Zwischendrin machte sich aber auch immer wieder Angst und große Unsicherheit in mir breit. Denn die Nachrichten und die auch immer mehr leer werdende Insel verstärkten meine Frage, ob ich mich da wohl wirklich für das Richtige entschieden hatte? Und würde nicht seitdem nahezu ununterbrochen die Sonne scheinen, ich glaube ich wäre mental noch nicht da, wo ich jetzt nach gut einer Woche angelangt bin. Ich habe an Sicherheit gewonnen und schlafe viel besser. Vielleicht ist diese totale Einsamkeit in Zeiten von Corona auch eine Chance, sich sofort mehr auf sich und seine Instinkte zu verlassen. Man kann sich eben nicht, wie ich es mir so dachte, mal ins Kneipen- oder Hafengetümmel stürzen. Vielmehr ist es das pure und reine Inselleben, ohne Gedöns. Genau das wollte ich auch, als ich mich auf diese Stelle der Vogelwartin der Fährinsel bewarb. So habe ich es jedem gesagt, der mich danach fragte. Was das praktisch bedeutet wird mir erst hier bewusst – denn jetzt fahre ich täglich über die halbe Insel, um zu den 33 Schäfchen zu kommen und kämpfe dabei immer wieder auch mit dieser speziellen Einsamkeit. Aber ich habe die große Freiheit mich hier egal wo und wie lange in dieser einzigartigen Landschaft als verschwindend geringer Teil sanft einzufügen. Das gibt mir auch eine unsagbare Glückseligkeit. Und darüber freue ich mich jetzt mal.

 

Zudem sehe ich es inzwischen auch als Vorteil, mich momentan ausschließlich meiner Hauptaufgabe zu widmen, nämlich die tägliche Betreuung der Schafherde. Weil ja Touristen angesichts der aktuellen Lage keinen Zutritt auf Hiddensee haben, fällt das Angebot der Führungen natürlich auch erst einmal weg. Das verlängert dementsprechend meine Vorbereitungszeit hierauf. Und ich merke doch, dass ich diese auch benötige. Denn mein Seelenleben hat ein paar Tage wirklich gekämpft mit dieser totalen Umstellung von einem lauten Leben in der Stadt mit ständigen künstlichen Einflüssen auf absolute Ruhe und Natur. Ich nutze so auch die Gelegenheit, mich auf die nächste anstehende Wasservogelzählung vorzubereiten. Das sieht dann so aus, dass ich mir Stativ und Spektiv des Vereins Jordsand schnappe und ganz simpel den Umgang mit dem unbekannten Instrument übe. Und die noch relativ langen Abende blättere ich dann mal durch mein Vogelbestimmungsbuch. Es tut sich die Erkenntnis bei mir auf: in jeder Krise steckt tatsächlich auch eine Chance!

 

 

Babette, BFDlerin auf der Fährinsel

Kontakt

Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V.

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