Habel ist die kleinste der 10 Halligen im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer. Sie ist nur 7,4 ha groß und gehört zur Gemeinde Gröde, die 2020 mit 9 Einwohnern die kleinste Gemeinde Deutschlands war. Habel liegt in der Zone I des Nationalparks "Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer" und ist wichtiges Rast-, Brut- und Nahrungsgebiet für zahlreiche Seevögel. Damit sich die Hallig-typische Tier- und Pflanzenwelt ungestört entwickeln kann, ist die Hallig für den Tourismus vollständig gesperrt.
Auf der einzigen Warft befinden sich ein reetgedecktes Haus und ein Fething, der traditionelle Regenwasserspeicher auf Warften. Hier wohnen im Sommerhalbjahr unsere Vogelwarte. Im Winterhalbjahr ist die Hallig unbewohnt.
Habel ist nicht wie die meisten Halligen an das Strom- und Wassernetz des Festlandes angeschlossen. Eine Solaranlage liefert Strom, Trinkwasser und Gasflaschen werden vom Versorgungsschiff des Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein geliefert.
Nach einem Schwelbrand im Haus im Mai 2021 musste das Haus aufwendig instandgesetzt und renoviert werden. Wir freuen uns, dass die Arbeiten soweit fortgeschritten sind, dass das Gebäude nun seit Herbst 2023 wieder von usneren Vogelwart:innen bewohnt werden kann. Einen Bericht über die Einweihungsfahrt finden Sie hier.
Bundesland: | Schleswig-Holstein |
Landkreis: | Nordfriesland |
Größe: | 7,4 ha |
Schutzgebiet seit: | 1985 |
Schutzstatus: |
Nationalpark Wattenmeer Schutzzone1, FFH-Gebiet Schutzgebiet nach Vogelschutzrichtlinie |
betreut seit: | 1983 |
Ansprechpartner: Klaus Graeber
E-Mail: klaus.graeber@jordsand.de
Ihr möchtet mehr über unser Schutzgebiet erfahren? Hier findet Ihr weitere Informationen und Bilder:
Zu den Aufgaben der Vogelwarte gehören neben der Instandhaltung und Pflege des Hauses und der Warft die Zählungen der Vögel, u.a. die Brutvogelbestandsaufnahme und die Springtidenzählungen. Auch botanische Kartierungen werden auf Habel durchgeführt, um die Veränderung der Vegetation zu dokumentieren und die Auswirkungen auf die Vogelwelt aufzuzeigen.
Für bodenbrütende Seevögel bietet Habel gute Brutbedingungen, denn es gibt keine Prädatoren wie Füchse und auch der Mensch stört das Brutgeschäft nicht. Der häufigste Brutvogel ist die Lachmöwe mit über 1.500 Paaren. Häufig sind auch Austernfischer (ca. 50 Paare) und Rotschenkel (20-30 Paare). Die Graugans ist ebenfalls nicht selten. Dazu brüten regelmäßig Brandgänse, Stockenten, Reiherenten und Eiderenten in wenigen Paaren. 2020 konnten erstmals ein Schwarzkopfmöwenpaar in der Möwenkolonie und 2 Paare Säbelschnäbler nachgewiesen werden. Unter den Singvögeln ist der Wiesenpieper am häufigsten. Der Bruterfolg der Seevögel auf Hallig Habel ist wie auch auf den anderen Halligen stark vom Auftreten von Sommersturmfluten abhängig. In den Beständen von Dünenquecke und Strandmelde haben die Jungvögel aber eine Überlebenschance. Auch als Rast- und Nahrungsplatz wird Habel von vielen Vogelarten während des Vogelzuges genutzt. So können Ringelgänse im Frühjahr ungestört auf der Hallig äsen. Viele Entenarten wie Pfeif- und Eiderenten halten sich zur Rastzeit rund um die Hallig auf. Auch zahlreiche Limikolen, z.B. Austernfischer und Alpenstrandläufer, können in großen Schwärmen im Watt um Habel beobachtet werden und fallen bei Hochwasser auf der Hallig zur Rast ein.
Säugetiere sind auf und um Habel selten. Gelegentlich taucht ein Seehund auf, selten auch eine Kegelrobbe oder ein Schweinswal. Für Landwirbeltiere gibt es auf der Hallig keine Überlebenschance, wenn sie sich dorthin verirren. Im Sommer kann man Schmetterlinge, Hummeln, Wildbienen und gelegentlich Libellen beobachten. Ameisen leben im Reetdach und schwärmen an einigen Tagen im August. Dann werden sie von u.a. Lachmöwen, Staren, Schwalben und Wiesenpiepern gejagt.
In den Sommern 2019 und 2020 wurden auf Hallig Habel insgesamt 61 Pflanzenarten festgestellt. Die häufigsten Salzpflanzen waren Strandflieder (Limonium vulgare), Strand-Sode (Suaeda maritima), Salz-Keilmelde (Atriplex portulacoides), Queller (Salicornia europaea), Strand-Melde (Atriplex littoralis) und Spieß-Melde (Atriplex prostrata). Die sonst für Salzrasen typischen Arten wie Andel (Puccinellia maritima), Rotschwingel (Festuca rubra) und Strand-Beifuß (Artemisia maritima) waren weniger häufig anzutreffen. Geringe Vorkommen hatten Milchkraut (Glaux maritima), Bottenbinse (Juncus gerardi), Grasnelke (Armeria maritima) und Flügelsamige Schuppenmiere (Spergularia media), während die Strand-Aster (Aster tripolium) in ihrer Verbreitung vor allem im westlichen Grasland zugenommen hat. Als Hauptproblem wurde in den letzten Jahren der fast vollständige Bewuchs mit Dünen-Quecke gesehen. Daher wurde die Dünen-Quecke (Elymus athericus) durch Überstauen seit 2018 zurückgedrängt. An den Gräben und in den erodierten Bereichen breiteten sich die Salzpflanzen aus, vor allem Queller und Strand-Sode. Trotzdem ist die Hallig weiterhin in einigen Bereichen von hoch aufwachsenden Queckenbeständen geprägt. Strand-Melde und Spieß-Melde zeigten im Sommer 2020 eine starke Ausbreitung in allen Bereichen der Hallig zulasten der Dünenquecke.
Vor 200 Jahren war Hallig Habel noch 95 ha groß und besaß zwei Warften. Durch mehrere Sturmfluten verkleinerte sich die Hallig innerhalb von 100 Jahren auf nur noch 17 ha. Damit war sie zu klein geworden, um eine Familie zu ernähren. So verkaufte der letzte Privatbesitzer M. Nommensen Habel im Jahr 1905 an den preußischen Staat. Seit 1930 wurden hier Küstenschutzmaßnahmen durchgeführt und ca. 1954 konnte durch den Bau von Steinkanten und Buhnen eine Fläche von 7 ha dauerhaft gesichert werden. Nach einer schweren Sturmflut mit starken Schäden 1981 gab der letzte Pächter auf. Nach umfangreichen Instandsetzungsarbeiten verpachtete das Land Schleswig-Holstein die Hallig zwei Jahre später an den Verein Jordsand. Zum Betreuungsauftrag gehörte der Schutz der typischen Salzwiesen-Vegetation und der Vogelwelt sowie der Erhalt der Hallig als alte Kulturlandschaft. Damals stand Habel noch nicht unter Naturschutz. Dies geschah 1985 mit Gründung des Nationalparks „Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer“. Habel liegt mit seinen umliegenden Wattflächen nun in der höchsten Schutzzone I und ist für den Tourismus gesperrt. Bis heute sind regelmäßige Küstenschutzmaßnahmen erforderlich, um die Hallig dauerhaft zu sichern.