Die Insel Neuwerk ist eine kleine Besonderheit. Die etwa 3 km² kleine, natürlich entstandene Düneninsel gehört mit ihren knapp 25 Einwohnern zwar zum Bezirk Hamburg Mitte, befindet sich jedoch rund 100 km Luftlinie vom Hamburger Stadtzentrum entfernt.
Neuwerk liegt zusammen mit den beiden Nachbarinseln Scharhörn und Nigehörn im 1990 gegründeten Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer, das 2010 zum UNESCO-Weltnaturerbe ernannt wurde.
Als echte Wattenmeer-Insel fällt das Meer um die Insel zweimal am Tag trocken und es ist möglich, die Insel bei Niedrigwasser von Cuxhaven-Sahlenburg aus zu Fuß oder per Pferdewagen zu erreichen. Bei Hochwasser fährt in der Sommersaison (April bis Ende Oktober) einmal täglich ein Schiff von Cuxhaven nach Neuwerk. Diese auf den ersten Blick ungewohnt komplizierte Anreise macht die hohe Abhängigkeit von den Gezeiten deutlich.
Als Geheimtipp gilt die Vogelwelt Neuwerks. Die Insel beherbergt im Sommer unter anderem eine große Brutkolonie von Brandseeschwalben, sowie brütende Küsten- und Flussseeschwalben. Im Frühjahr und Herbst ist der Vogelzug sehr beeindruckend und es sind regelmäßig tausende von Ringel- und Weißwangengänsen auf der Insel zu Gast. Hinzu kommen durchziehende Limikolen wie Pfuhlschnepfen, Alpenstrandläufer und Große Brachvögel. Auch viele Singvogelarten nutzen Neuwerk als Trittstein zur Weiterreise.
Auf der Insel Neuwerk übernimmt der Verein Jordsand Monitoringaufgaben, Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit, sowie die Leitung und Pflege des Nationalpark-Hauses.
Bundesland: | Hamburg |
Stadtteil: | Mitte |
Größe: | ca. 330 ha |
Schutzgebiet seit: |
1982 |
Schutzstatus: |
Nationalpark, Naturschutzgebiet, UNESCO-Weltnaturerbe, FFH-Gebiet, Schutzgebiet nach der Vogelschutzrichtlinie und dem Übereinkommen über Feuchtgebiete |
betreut seit: |
1982 |
Eine Übersicht unserer Führungsangebote auf Neuwerk finden Sie hier.
Ansprechpartnerin: |
Carolin Rothfuß |
Adresse: | Nationalpark-Haus Neuwerk |
Telefon: |
04721-395349 |
E-Mail: |
Das Freiwilligen-Team vom Nationalpark-Haus Neuwerk (v.l.n.r.): Anna-Lena Jumel (BFD), Kathleen Kemper (BFD), Alicja Smolinska (Commerzbank-Praktikantin).
Unterstützen Sie unsere Naturschutzarbeit auf Neuwerk und in unseren anderen Schutzgebieten gerne mit der Übernahme einer symbolischen Gebietspatenschaft (Mindestspende 50 Euro). Als kleines Dankeschön erhalten Sie eine persönliche Urkunde und exklusive Informationen zum Schutzgebiet. Gerne zeigen wir Ihnen das Schutzgebiet vor Ort auf einer naturkundlichen Führung.
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Zu Zeiten der aufblühenden Hanse im 13. Jahrhundert war Scharhörn bereits als gefährliches Riff und bis in das 20. Jahrhundert als berüchtigter Schiffsfriedhof bekannt. Für die von See einfahrenden Koggen war die Sandbank ein ernstes Hindernis. 1661 wurde die Scharhörnbake als Seezeichen und zugleich Zuflucht für Schiffbrüchige auf einer Sandbank errichtet. Erstmalig 1868 wird die große Sandbank, die Scharhörnplate, kartographisch dargestellt. Lage und Form der Plate haben sich im Laufe der Jahrhunderte beständig verändert. Der ehemalige Neuwerker Insellehrer Heinrich Gechter beobachtete 1926 zum ersten Mal Pflanzenwuchs auf der Sandbank. Sein Engagement für den Naturschutz führte dazu, dass die Düneninsel Scharhörn als wichtiger Rast- und Brutplatz für seltene Seeschwalben angenommen wurde. Durch das Hamburgische Wasserbauamt wurden gezielte Anpflanzungen und Windfangzäune auf die zunächst noch unbefestigten Dünen gebracht. 1929 wurde der erste Pfahlbau für die Dünenarbeiter errichtet. Mit steigender Bedeutung der Insel für seltene Seevögel wurde 1939 Scharhörn als "Vogelfreistätte" unter Naturschutz gestellt und vom Verein Jordsand und der Vogelwarte Helgoland betreut. Der 2. Weltkrieg brachte gravierende Veränderungen mit sich. Die Wehrmacht baute eine Flagstellung, einen Bunker und sechs Baracken. Vogelinteressierte Soldaten sammelten (trotz des Begehungsverbotes für Zivilisten) weiterhin Vogeldaten für den Verein Jordsand und die Vogelwarte. Nach Kriegsende wurde Scharhörn ab 1946 durch zwei Vogelwärter unter noch sehr schwierigen Lebensbedingungen betreut. Damals waren Spülsaumfunde und Möweneier oft einzige Nahrungsgrundlage. Nach dem Krieg wurden das Vorhaben der Inselfestlegung zunächst wieder aufgenommen und schließlich 1975 eingestellt. Im Rahmen von Forschungsarbeiten für den damals geplanten Tiefwasserhafen wurde 1964 das so genannte ?Hamburger Haus? errichtet. Dieser große Pfahlbau im Zentrum der Insel wurde ab 1983 durch die Vogelwärter als Wohnraum im Sommer mitbenutzt. 1996 wurde ein neuer moderner Containerbau auf Pfählen im Schutz der mittleren Dünenkette errichtet. Heute sind die Pfahlreste vom einst im Inselkern stehenden Hamburger Haus durch die Wanderung der Insel an der Westseite bei Hochwasser überspült. Mit den Jahren wurden die geschützten Gebiete um Scharhörn erweitert und 1990 schließlich in den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer einbezogen. Zwei Jahre später wurde dieser als Biosphärenreservat ausgewiesen.