Norderoog – die Insel der Seeschwalben. So betitelt ein altes Buch unsere vereinseigene Hallig. Und dies ist sie noch heute. Norderoog ist der letzte Brutplatz der stark gefährdeten Brandseeschwalbe an der schleswig-holsteinischen Nordsee. Weit draußen vor der Küste liegt die kleine Vogel-Hallig in der Schutzzone I des Nationalparks und im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer.
Norderoog ist die westlichste aller Halligen im Nordfriesischen Wattenmeer. Sie liegt 25 km vor der Festlandsküste, südlich der Hallig Hooge. Da sie in der Schutzzone I des Nationalparks „Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer“ liegt und ein wichtiges Brutgebiet für Seevögel ist, darf sie nur im Rahmen offizieller, geführter Wattwanderungen ab dem 15.07. besucht werden.
Seit 1909 ist sie in unserem Privatbesitz und bis heute die einzige private Nordseeinsel, die ausschließlich dem Naturschutz, hier insbesondere dem Vogelschutz dient. Da heutzutage an der Küste so gut wie keine Ausweichflächen für bodenbrütende Seevögel zu finden sind und bei zunehmendem Tourismus Rückzugsgebiete für Tiere immer wichtiger werden, stecken wir viel Energie und Geld in die Erhaltung der Hallig.
Neben den Brandseeschwalben brüten weitere typische Küstenvögel auf der Hallig, wie die kleineren Küsten- und Flussseeschwalben, Austernfischer sowie Rotschenkel. Außerdem gibt es Kolonien von Lach-, Silber- und Heringsmöwen. Daneben kommen Eiderenten, Brandgänse und seit einigen Jahren auch Graugänse vor. Insgesamt brüten jährlich mehr als 10.000 See- und Küstenvögel auf Norderoog.
Trotz des vorgelagerten Norderoogsands, einem natürlichen Schutzwall, nagen Sturmfluten und Eisgang Jahr für Jahr an der Halligkante. Allein vom Jahr des Kaufes 1909 bis 1970 schrumpfte die Halligfläche dramatisch von 21 ha auf nur noch 7,8 ha. Nur durch umfangreiche Befestigungs- und Uferschutzmaßnahmen, die wir in Zusammenarbeit mit dem Amt für Land- und Wasserwirtschaft (heute LKN-SH, Husum) durchführten, konnte die Hallig schließlich bei einer Größe von ca. 10 ha gesichert werden. Die jährlich notwendigen Reparaturen der Uferschutzbefestigungen führen wir seit vielen Jahren erfolgreich in Zusammenarbeit mit dem LKN-SH und bis 2018 der Hilfe von Freiwilligen in unseren -Naturschutzworkcamps durch.
Unsere Vogelwartin der Saison 2024: Nele Waltering.
Alles über unser Projekt finden Sie auf der Projekteigenen Website www.klimahallig.de.
Unsere Vogelwartin Elisabeth aus der Saison 2023 hat einen Film gemacht über ihre Zeit auf der Hallig:
Bundesland: | Schleswig-Holstein |
Landkreis: | Nordfriesland |
Größe: | ca. 10 ha |
Schutzgebiet seit: |
1939 (Naturschutzgebiet) 1985 (Nationalpark) |
Schutzstatus: |
Nationalpark, Naturschutzgebiet, FFH-Gebiet, Schutzgebiet nach Vogelschutzrichtlinie |
betreut seit: | 1909 |
Interessierte wenden sich bitte an Jonas Kotlarz in der Regionalstelle Nordfriesland (jonas.kotlarz@jordsand.de).
Ansprechpartner: |
VogelwartIn vor Ort |
Norderoog ist nur im Sommer besetzt. | |
E-Mail: |
Ihr möchtet mehr über unser Schutzgebiet erfahren? Hier findet Ihr weitere Informationen und Bilder:
Jahr für Jahr kommen Tausende von Seevögeln nach Norderoog. Hier können sie vom Menschen ungestört brüten und ihre Jungen aufziehen. Die besonders schutzbedürftige Brandseeschwalbe gilt in Schleswig-Holstein als vom Aussterben bedroht. Hallig Norderoog ist hier ihr letzter regelmäßiger Brutplatz mit 2.000-5.000 Paaren. Die Brandseeschwalbe ist extrem störungsempfindlich, so dass der Brutplatz auf Norderoog, der seit über 100 Jahren, immer besetzt wurde, eine internationale Bedeutung hat. Neben der Brandseeschwalbe brüten hier auch die Küsten- und Flussseeschwalben. Weitere Brutvogelarten sind Rotschenkel, Austernfischer und Mittelsäger. Lach-, Silber- und Heringsmöwen brüten in großen Kolonien auf der Hallig. Vereinzelt brüten auch Mantel- und Sturmmöwen hier, auch Schwarzkopfmöwen sind hin und wieder während der Brutzeit hier. Vorkommende Entenarten sind Eider- und Stockente sowie Brandgans. Seit einigen Jahren hat auch die Graugans die Hallig als Brutplatz entdeckt. Insgesamt brüten jährlich mehr als 10.000 See- und Küstenvögel auf Norderoog. Die Bruterfolge der einzelnen Jahre schwanken jährlich und sind wetterabhängig. Sommersturmfluten können das gesamte Brutgeschäft einer Art für das Jahr zunichtemachen. Finden sie im Frühsommer statt, so folgt nur teilweise eine zweite Brut. Im Frühjahr und Herbst ist Norderoog wichtiges Rast- und Durchzugsgebiet für Zugvögel. Zeitweise halten sich mehr als 50.000 Vögel auf und rund um Norderoog auf. Hohe Rastbestände werden v.a. von Alpenstrandläufer, Knutt, Pfuhlschnepfe und Großem Brachvogel beobachtet.
Norderoog gehört zu den wenigen in ihrer Vegetation vom Menschen weitgehend unbeeinflusst gebliebenen Halligen. Seit mehr als 100 Jahren wird die Hallig nicht mehr beweidet und eine regelmäßige Grasmahd erfolgte bis in die 1950er Jahre. Seitdem konnte sich großflächig eine ungestörte Salzwiesen-Vegetation entwickeln. Die der Halligkante vorgelagerten Schlickflächen werden von Queller und Schlickgras beherrscht, landeinwärts schließt sich die eigentliche Salzwiese an, in der als auffällige und besonders geschützte Blütenpflanzen die Strandaster, die Salzmiere und der Strandflieder vorkommen. In der Inselmitte ist die Vegetation bereits versteppt und Schilf und Quecke herrschen vor. Auf den höchsten Halligbereichen, dem Nordrücken und der östlichen „Warft“, dominiert infolge des sandigen Bodens der für Dünen typische Strandroggen.
Die berüchtigten Sturmfluten des 14. Jahrhunderts, allen voran die "Marcellusflut" von 1362, hatten Nordfriesland zerschlagen und in ein Inselreich verwandelt. Am 11.Oktober 1634 zerteilte eine weitere schwere Sturmflut Alt-Nordstrand in die heutigen Inseln Pellworm, Nordstrand und die Hallig Nordstrandischmoor. Die Hallig Norderoog wird 1597 als "Norder Ough" erstmalig geschichtlich erwähnt. Bis 1825, als eine Sturmflut das Wohnhaus schwer beschädigte, war die Hallig ständig bewohnt. Norderoog wurde 1909 vom VEREIN JORDSAND für 12.000 Goldmark gekauft und als "Vogelfreistätte" eingerichtet. Um einen optimalen Schutz der dort brütenden Seevögel zu gewährleisten, wurde die Hallig noch im gleichen Jahr mit einem Vogelwart besetzt. Vierzig Jahre lang, bis zu seinem Tode, lebte Jens S. Wand auf "seiner" Hallig Norderoog. 1939 erst wurde Norderoog durch das Reichsnaturschutzgesetz offiziell zum Naturschutzgebiet erklärt. 1964 wurde neben die alte Vogelwärterhütte eine neue, größere Hütte aufgestellt. Sie brach jedoch am 3. Januar 1976 während einer Sturmflut zusammen und wurde völlig zerstört. 1977 wurde als Hüttenersatz ein Container eingeflogen und auf einer Pfahlkonstruktion aufgestellt. Die nun vorhandenen zwei Unterkünfte waren auf Jahre Wohnort vieler Vogelwärter. 1985 wurde der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer errichtet. Norderoog liegt nun in der am stärksten geschützten Zone I. Touristen dürfen nur nach der Brutzeit im Rahmen einer offiziellen, geführten Wattwanderung die Hallig betreten. 1995 wurde die vor 1909 errichtete Pfahlbau-Unterkunft "Jens-Wand-Hütte" auf der Hallig abgebaut und ist jetzt als Museumsstück im Wattenmeerhaus im Wilhelmshaven zu sehen. 1996 war dann die "neue Jens-Wand-Hütte" fertiggestellt. 2004 wurde der alte Container abgebaut. 2005 wurde eine neue Vogelwärterhütte in Blockhaustechnik der Firma Helios, Hattstedt, fertiggestellt, in der sich auch ein Inforaum befindet. Im Jahr 1802 war Norderoog noch knapp 49 ha groß. Als die Hallig 1909 gekauft wurde, waren es laut Grundbuch nur noch 21 ha. Jahr für Jahr schwand die Hallig durch Sturmfluten und Eisgang immer mehr, so dass es 1947 nur noch 11 ha waren. Mit Unterstützung des damaligen Marschenbauamtes wurde versucht, die Hallig durch Lahnungsbau zu halten und weiteren Abbrüchen der Halligkante entgegen zu wirken. In den 1970er Jahren wurden diese Arbeiten mit zusätzlicher Hilfe von freiwilligen Helfern verstärkt. Seit 1977 werden jährlich „Uferschutzworkcamps“ durchgeführt. In diesem Jahr wurde auch die Westspitze Norderoogs durch eine Steinkante verstärkt. 25 Jahre später wurde 2002 zusätzlich eine Steinbuhne an der Westspitze gebaut, um einen starken Priel von der Hallig fernzuhalten. Heute wird die Hallig durch diese Steinbauwerke und einem dreifachen Lahnungsring erfolgreich bei einer Größe von ca. 10 ha gehalten. Die umfangreichen Instandhaltungsmaßnahmen werden in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz des Landes Schleswig-Holstein (LKN-SH) und vielen freiwilligen Helfern in den Norderoog-Worcamps durchgeführt.