Lockdownlight-Berichte aus unseren Schutzgebieten: „Ich sehe das, was du nicht weißt.“

Wie bereits im ersten Lockdown im Frühling werden unsere Freiwilligen wieder vestärkt aus unseren Schutzgebieten berichten, da diese zurzeit nicht besucht werden können. Den Anfang machen unsere beiden Freiwilligen von der Hamburger Insel Neuwerk.


Während das Inselleben seinen gewohnten Gang nimmt, erfasst ein weiterer Lockdown das gesamte Land und fordert erhebliche Einschränkungen.

 

Für uns BFDler auf Neuwerk ist das auf eine gewisse Art und Weise seltsam. Auf Neuwerk können wir unsere Einsatzstelle nicht wirklich verlassen. Der Anschluss zum Festland fehlt und durch die beendete Saison kommen auch keine Besucher mehr in den Nationalpark. Dadurch ändert sich nicht gerade viel für uns. Im Gegensatz zum Lockdown im Frühjahr, hat der jetzige keinen Einfluss auf die Besucherzahlen. Führungen finden sowieso nicht mehr statt und das Nationalpark-Haus hat geschlossen. Der Kontakt zu möglichen infizierten Personen ist dementsprechend gleich Null.

 

Auf eine eigenartige Weise kann man daher sagen, dass wir uns hier fast sicher fühlen, was aber nicht bedeutet, dass wir mit den Gedanken nicht bei unseren Familien und Freunden sind, die von den Einschränkungen deutlich stärker betroffen sind als wir. Es ist eine Sache, bloß zu wissen, dass ein Lockdown das Land erfasst hat. Aber es ist eine andere, auch wirklich davon betroffen zu sein.

 

Wir machen uns Sorgen, und damit einher kommt auch die Angst. Nicht nur wegen unseren Familien und Freunden, sondern auch generell. Angst vor der Ungewissheit. Was ist, wenn jemand aus der Familie plötzlich erkrankt (nicht unbedingt wegen Corona) oder vielleicht sogar ins Krankenhaus muss? Darf ich Neuwerk verlassen und bei meiner Familie sein? Werde ich im Dezember meine Freunde sehen können? Komme ich überhaupt ans Festland oder nach Hause? Passen dann die Wasserstände, dass ich auch wirklich rüberkomme? Komme ich anschließend wieder auf die Insel rauf? Darüber nachzudenken, im Ernstfall nicht von der Insel weg zu können, nicht physisch bei seiner Familie oder bei Freunden sein zu können, ist ziemlich belastend und auch irgendwie beunruhigend.

 

Wir alle haben Probleme mit bestimmten Situationen. Manche kommen damit besser zurecht, manche weniger. Vor allem mit der jetzigen Situation.

 

Ein Faktor, der ebenfalls sehr belastend sein kann, ist, dass durch das Ausbleiben der Besucher, der Kontakt zu Menschen fehlt. Wir Neuwerker sind unter uns, wir sind allein, die Insel wirkt friedlich, aber trotzdem macht es den Aufenthalt auch irgendwie ein wenig einsam. Doch manchmal ist gerade die Einsamkeit das Schöne. Man lernt auf bestimmte Dinge zu achten, sie wertzuschätzen. Man bekommt einen neuen Blickwinkel und man findet auch irgendwo mehr zu sich selbst.

 

Auch wenn wir bereits einen Lockdown hinter uns haben, ist dieser für uns etwas anderes. Wir sind nicht wirklich aktiv davon betroffen, sondern bekommen bloß alles am Rande mit. Es ist ein seltsames Gefühl, denn einerseits passiert etwas, doch andererseits passiert auch irgendwie gar nichts. Das macht es gleichzeitig einfacher, alles zu vergessen und irgendwie auch wieder nicht. An manchen Tagen wissen wir gar nicht wirklich, wie wir uns überhaupt fühlen sollen und was die Situation eigentlich mit uns macht. Es ist eine seltsame Zeit.

 

Geschrieben von Jülide Toktamis (in Zusammenarbeit mit Burcin Yurdakul)

 

Kontakt

Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V.

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