Helgoland, 28.03.2019 – Besonders Makroplastik stellt eine Todesfalle für Meereslebewesen wie Seevögel dar, die sich im Plastik verfangen und qualvoll sterben. Auf Helgoland bauen fast alle
Basstölpel, eine Hochseevogelart die deutschlandweit nur hier brütet, Plastik in ihre Nester ein. Dies ist auch eine Gefahr für andere Seevogelarten, die im gleichen Gebiet brüten.
Das kleinste Naturschutzgebiet Schleswig-Holsteins, der Lummenfelsen, beherbergt neben Trottellumme und Basstölpel noch drei weitere, für Deutschland einzigartige Hochseevogelarten
und hat damit eine bundesweite Bedeutung als Brutplatz aber auch als Naturschutzgebiet. Darüber hinaus bietet die Insel durch die Anbindung an führende Institutionen mit den
Forschungsthemen Meeresmüll und Seevögel hervorragende Untersuchungsbedingungen.
Im Januar 2019 startete die Pilotstudie, die erstmalig das Ausmaß der Plastikverschmutzung in der Helgoländer Kolonie, die Auswirkungen auf die Population sowie die Herkunft des Plastiks näher untersuchen wird. Bislang werden die Konsequenzen der Verstrickung von Seevögeln im Meeresmüll wissenschaftlich nur wenig beleuchtet. Aber vor allem um Prognosen für den Bestand der einzigartigen Kolonien vor dem Hintergrund der Meeresvermüllung zu erlangen, ist diese Untersuchung von großer Bedeutung. „Wir erhoffen uns durch die erstmalige chemische Analyse von über einem Kilogramm künstlichem Nistmaterial aus den Basstölpelnestern Erkenntnisse darüber, aus welchen Kunststoffarten das genutzte Material besteht. Damit könnte man es im besten Fall Industriesparten zuordnen und Lösungen erarbeiten“ so Elmar Ballstaedt, der das Projekt im Rahmen seiner Promotion durchführt. In diesem Frühling besteht die Hauptarbeit darin, aus den Nestern geborgenes Plastik im Labor zu untersuchen. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Feldarbeit direkt im Felsen. „Durch tägliche Zählrunden möchten wir die jährlichen Verstrickungsraten bestimmen, um die Auswirkungen auf die Population berechnen zu können“ so Ballstaedt weiter. Zusätzlich werden ausgewählte Nester und die dazugehörigen Basstölpel beobachtet um ein erstes Verständnis dafür zu bekommen, in welcher Phase des Nestbaus Plastik eingetragen wird.
Die hohe Öffentlichkeitswirksamkeit und die weitestgehend fehlenden Informationen zum Thema veranlassten die Gemeinde Helgoland, die Arbeit mit einem vierjährigen Stipendium zu unterstützen. Weitere Kooperationspartner für die anfallenden Arbeiten und die Betreuung der Promotion sind das Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Universität Kiel (FTZ), das Alfred-Wegener-Institut (AWI), das Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“, die Naturschutzstiftung Jordsand sowie der Verein Jordsand e. V.. Der Verein Jordsand e. V. konnte über die Postcode-Lotterie, vorerst für ein Jahr, zusätzlich noch Drittmittelgelder für das Projekt einwerben.
Elmar Ballstaedt ist zuversichtlich, in den kommenden vier Jahren mit der Unterstützung, der finanziellen Grundlage und der Kompetenz der beteiligten Institutionen einen Schritt in die richtige Richtung zu machen: „Das Bewusstsein für den nachhaltigen Umgang mit Plastik nimmt immer weiter zu, ich hoffe durch unsere Arbeit hier auf Helgoland können wir mit unseren erstmalig durchgeführten Untersuchungen einen kleinen Beitrag leisten, um der Verschmutzung der Weltmeere und in Seevogelnestern entgegen zu wirken“.