Machbarkeitsstudie Klima-Hallig Norderog gestartet

Die Klimakrise ist in aller Munde. Folgen, wie globale Erwärmung, schwindende Gletscher und Waldsterben finden viel Beachtung. Doch auch unserem Wattenmeer droht ein dramatischer Wandel, der globale Auswirkungen nach sich zieht. Ein weltweit einzigartiger Lebensraum droht zu verschwinden! 

 

Daher hat der Verein Jordsand das Projekt Klima-Hallig Norderoog gestartet, um gemeinsam mit der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holstein und der Universität Hamburg die Auswirkungen des Klimawandels auf das Wattenmeer zu erforschen, Schutzmaßnahmen zu entwickeln und die Menschen anhand dieses weithin bekannten Lebensraums für mehr Klimaschutz zu sensibilisieren.  

 

Wichtigkeit des Wattenmeers für Biodiversität und Klimaschutz

Das Wattenmeer vor der Küste Niedersachsens, Hamburgs und Schleswig-Holsteins ist so etwas wie die gute Stube des Vereins Jordsand. Unsere Hallig Norderoog und viele weitere von uns betreute Schutzgebiete liegen in dem weltweit einzigartigen Ökosystem, dem als zentraler Knotenpunkt für den ostatlantischen Vogelzugweg eine entscheidende Bedeutung für die globale Avifauna zukommt. Über 10 Millionen See- und Küstenvögel nutzen das Wattenmeer jedes Jahr als Rastplatz und Erholungsort auf ihrer Reise zwischen der Arktis und Afrika. Zusätzlich brüten ca. 400.000 Vogelpaare in den Sommermonaten auf den Dünen und Salzwiesen. Aber auch für zahlreiche andere Tier- und Pflanzenarten ist das Wattenmeer ein Lebensraum von größter Wichtigkeit. Von den ca. 1.800 Spinnen- und Insektenarten, die hier vorkommen, sind ca. 250 endemisch.  

 

Das Wattenmeer leistet uns neben seiner Bedeutung für die globale Biodiversität aber auch weitere wichtige Dienste als Wirtschaftsfaktor, natürlicher Sturmflutschutz und Klimaschützer. Die Salzwiesen können auf einem Hektar bis zu dreißigmal so viel des klimaschädlichen CO2 speichern wie der mitteleuropäische Wald. Das Wattenmeer, die gute Stube des Vereins Jordsand und UNESCO Weltnaturerbe ist darum ein Lebensraum von herausragender Bedeutung für das Erdsystem auf globalen Skalen. 

 

Der Klimawandel gefährdet auch das Wattenmeer

Dieser Naturschatz ist jedoch durch den Klimawandel ebenso wie die alpinen Gletscher, das arktische Meereis oder die Korallenriffe existentiell bedroht. Der Meeresspiegel steigt immer schneller. Bereits heute kann die Gezeitenströmung an vielen Stellen nicht mehr genug Sediment liefern, um den höheren Wasserstand auszugleichen. Das Wattenmeer beginnt langsam zu versinken. Und mit ihm gehen wichtige Ökosystemleistungen für den Planeten verloren. Stärker werdende Stürme, lange Trockenperioden, Hitzewellen, warmes Wasser, ausbleibende Eiswinter und viele weitere Folgen der Klimakrise verändern den Lebensraum und damit die Funktion des Ökosystems zusätzlich. Die langfristigen Beobachtungsprogramme und viele weitere wissenschaftliche Untersuchungen zeigen immer drastischere Ausmaße des Wandels. 

 

Doch für die vielen Millionen Besucher:innen der Wattenmeerregion sieht die Szenerie noch immer genauso aus wie vor 20 Jahren. Ob das Wasser heute 4 mm höher steht als im letzten Jahr fällt im Vergleich zur Tide nicht auf. Die erhöhte Wassertemperatur ist kaum zu spüren und was sich im Boden oder unter Wasser abspielt, entzieht sich den Blicken der Besucher:innen und Anwohner:innen. Es droht eine ökologische Katastrophe, die vor unseren Augen stattfindet und dennoch ungesehen bleibt.  

 

Auch in der wissenschaftlichen Untersuchung der Folgen der Klimakrise für das Wattenmeer stehen wir noch am Anfang. Viele Veränderungen sind sehr deutlich, andere können wir nur erahnen oder noch gar nicht feststellen. Die Auswirkungen langer Hitzeperioden und trockener Wattböden auf Würmer, Muscheln, Schnecken und andere Organismen, welche zusammen eine wichtige Grundlage des Nahrungsnetzes im Wattenmeer bilden, sind beispielsweise noch kaum untersucht. Selbst bei den bereits offensichtlichen Folgen der Klimakrise sind die Ausmaße und Wechselwirkungen mit anderen Teilen des Systems noch nicht im Detail geklärt. Ob es zum Beispiel den Brutvögeln gelingen wird sich an die neuen Bedingungen anzupassen, ist unsicher. 

 

Projekt Klima-Hallig soll Antworten liefern

Der Verein Jordsand möchte zusammen mit Projektpartnern die Auswirkungen der Klimakrise auf das Ökosystem Wattenmeer genauer untersuchen und das Bewusstsein der Menschen für die Vorgänge verbessern.  

 

Wir befinden uns im Moment im ersten Projektabschnitt. In dieser Phase, die von der Umweltlotterie BINGO! finanziert ist, geht es darum, ein Projektkonsortium zu bilden und gemeinsam ein Konzept zur Erreichung der Ziele zu entwickeln. Die Universität Hamburg und die Nationalparkverwaltung Schleswig-Holstein sind bereits als wichtige Partner dem Konsortium beigetreten. Mit weiteren wissenschaftlichen Partnern sind wir im Kontakt.  

 

Nach aktuellem Planungsstand sollen die wissenschaftlichen Untersuchungen im Bereich der Halligen stattfinden. Aufgrund ihres weitgehend naturbelassenen Charakters bieten sie sich besonders als Untersuchungsgebiet an. Auch unsere Hallig Norderoog soll ein Teil des Untersuchungsgebietes sein. Der Arbeitstitel des Projektes lautet deshalb „Klima-Hallig Norderoog“.  

 

Der Verein Jordsand wird außerdem auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und Bildung eine wichtige Rolle in dem Projekt spielen. Der Projektbeginn ist für das Ende des Jahres 2023 oder den Beginn des kommenden Jahres geplant. Wir freuen uns in Zukunft hier und an anderen Stellen aus erster Hand von den neusten Erkenntnissen über den Klimawandel im Wattenmeer berichten zu können.

Kontakt

Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V.

Bornkampsweg 35

22926 Ahrensburg

Tel.: 04102 32656

Email: info@jordsand.de


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