Sturmflut begünstigt Brutplätze für vom Aussterben bedrohte Seevögel

Sandregenpfeifer mit Jungvogel. Foto: Jan Goedelt / www.natur-linse.de
Sandregenpfeifer mit Jungvogel. Foto: Jan Goedelt / www.natur-linse.de

 

Die Sturmflut vom 20. Oktober an der Ostsee hat einiges an Unheil gebracht, das kann man auch für das Naturschutzgebiet Schleimünde/Olpenitz sagen, hier aber insbesondere für den Standort der Lotseninsel, dem Lotsenhaus und den Bäumen (Pappel- und Kiefernwäldchen…) nördlich der Lotseninsel. Im Naturschutzgebiet selbst sind Zäune weggerissen worden und der Bohlenweg, der zur öffentlichen Führung genutzt wird, wurde über weite Strecken zerstört.

 

Aber es gibt vor allem einen positiven Effekt: über die gesamte Länge des Naturschutzgebietes wurden mehrere hundert Tonnen Sand und Kies aufgespült. Der dadurch entstandene Bereich von um die 3 km Länge und mehr als 15 Hektar Größe hat das Potential das größte zusammenhängende und geschützte Brutgebiet für gefährdete Vogelarten an der Ostsee zu werden.

 

Entlang der gesamten deutschen Ostseeküste gibt es kaum noch vergleichbare Brutmöglichkeiten für bodenbrütende Seevögel in geschützten Gebieten, da durch das Bestreben, Inseln und das Festland gegen Sturmfluten zu sichern, eine natürliche Küstendynamik mehr und mehr verhindert wird. Hierzu sind Schutzgebiete wie Schleimünde wichtige Retentions- und Bruträume für seltene Vogelarten, wie der Zwergseeschwalbe, den rotfüßigen Seeschwalben, Fluss- und Küstenseeschwalbe, aber auch Sandregenpfeifer und z.B. Steinschmätzer werden davon profitieren.

  

Arten wie der Sandregenpfeifer, der als Brutplatz dynamische Küstenlebensräume wie frische und weitgehend offene bis vegetationslose Sandanspülungen bevorzugt, und auch die Zwergseeschwalbe und andere Seeschwalben- und Möwenarten, finden heute fast keine geeigneten Brutplätze mehr. Auf dem natürlich entstandenen Gebiet in Schleimünde finden diese jetzt ideale Bedingungen zum Brutgeschäft und zur Aufzucht ihrer Nachkommen vor.

 

„Durch die Sturmflut wurde der Strandwall deutlich erhöht und verfestigt. Dadurch ist auf ganz natürliche Weise sogar ein besserer Hochwasserschutz entstanden. Zudem ist so ein ideales Brutrevier für stark gefährdete Vogelarten wie den Sandregenpfeifer entstanden“ sagt Dr. Steffen Gruber, Geschäftsführer unseres Vereins.

 

Der Rückgang des bunten Strandbrüters ist dramatisch, in unseren Schutzgebieten an Nord- und Ostsee ist die Zahl der brütenden Sandregenpfeifer in den letzten 30 Jahren auf etwa ein Drittel eingebrochen, er ist laut der Roten Liste der Brutvögel hierzulande vom Aussterben (Kat I) bedroht. Den meisten Menschen ist seine „Start-Stopp-Technik“ vertraut: mit seinen orange leuchtenden Beinen läuft der agile Vogel zur Nahrungssuche gerne an der Wasserkante entlang, verharrt plötzlich regungslos, pickt Bodenlebewesen auf, um sogleich mit schnellen Schritten weiterzulaufen.

 

In den wenigen verbliebenen Habitaten in Schutzgebieten, wird der Bruterfolg des Sandregenpfeifers auch noch durch Raubsäuger wie Füchse stark bedroht. Auch wenn der Vogel eine Strategie zum Schutz seiner Gelege und Küken an den Tag legt – nähert sich ein Feind dem Nest, trippelt er ein paar Meter scheinbar verletzt davon und stellt sich flügellahm – der Fuchs lässt sich so nicht „verleiten“.

 

Um zu verhindern, dass die Gelege und Küken auf dem neu entstandenen Gebiet an der Schleimündung Füchsen zum Opfer fallen, müssen bis zur Brutsaison 2024 Schutzmaßnahmen – wie zum Beispiel das Aufstellen von Prädatorenzäunen – ergriffen werden. Wie sind derzeit dabei mit dem LfU und dem MEKUN ein geeignetes Prädatorenmanagement zu erarbeiten.

 

Kontakt

Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V.

Bornkampsweg 35

22926 Ahrensburg

Tel.: 04102 32656

Email: info@jordsand.de


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