Seltene Zwergschwäne rasten derzeit in den Speicherbecken des Hauke-Haien-Koogs
Ahrensburg/Schlüttsiel, 20.11.2025. Die melodischen Stimmen der Zwergschwäne klingen weit über den nordfriesischen Hauke-Haien-Koog hinaus. Die seltenen Zugvögel sind gerade aus der russischen Tundra bei uns eingetroffen. Ihr Gesang verleiht der Dämmerung eine einzigartige Atmosphäre und ist ein ganz besonderes Naturschauspiel. Mehr als 1.300 Vögel dieser bedrohten Art halten sich derzeit auf den Gewässern im Vogelschutzgebiet auf und können bei naturkundlichen Führungen des Vereins Jordsand ab Schlüttsiel bestaunt werden.
„Diese große Ansammlung unserer kleinsten europäischen Schwanenart ist etwas ganz besonderes“, sagt Paul-August Schult, Ornithologe des Vereins Jordsand. „Wir haben hier etwa 10 % der Nordwest-europäischen Brutpopulation an einem Ort versammelt. Sie finden in den Speicherbecken direkt nach ihrer Ankunft ausreichend Wasserpflanzen als Nahrung und nutzen die Gewässer als sicheren Schlafplatz.“
Der Zwergschwan ist deutlich kleiner als der Höcker- und der Singschwan. Die Vögel sind sehr stimmfreudig und bei uns in Mitteleuropa nur im Winterhalbjahr von Ende Oktober bis Mitte März zu Gast. Sie brüten in der russischen Tundra und durchqueren auf ihrem Zug das Baltikum. Die Population hat in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen, sodass die Art in Europa als gefährdet gilt. Deutschland trägt eine internationale Verantwortung für den Erhalt dieser Art, da hier bis zu 50 % aller Vögel der nordwesteuropäischen Brutpopulation überwintern. Zwergschwäne benötigen ungestörte Schlafgewässer und Ruheplätze, geeignete Nahrungsgebiete und Flugwege, die frei von Hindernissen wie Windenergieanlagen und Freileitungen sind.
Im Hauke-Haien-Koog und dem Umfeld finden die Vögel gerade offenbar alles, was sie nach ihrer kräftezehrenden Reise benötigen. Das Stationsteam des Vereins Jordsand zählt die nordischen Gäste in diesen Monaten mehrmals wöchentlich. Jakob Neuenschwander macht hier sein Freiwilliges Ökologisches Jahr und ist begeistert: „Bei unserer letzten Zählrunde haben wir 1.301 Individuen gezählt. Die morgendliche Zählung ist immer wieder ein besonderes Erlebnis und ich bin gespannt, ob es noch mehr werden. Wir unterscheiden auch zwischen den diesjährigen Jungschwänen und den Altvögeln. Die Jungvögel sind dabei leicht am grauen Gefieder zu erkennen“. Die Zahlen liefern einen wertvollen Beitrag zum Wissensstand um die Zwergschwanpopulation und um den Bruterfolg der Vögel. Unter den rund 1.300 Individuen wurden weniger als 40 Jungvögel gezählt. Ein deutliches Zeichen dafür, dass der Bruterfolg in diesem Jahr schlecht ausgefallen ist.
Ursprünglich dienen die Speicherbecken des Hauke-Haien-Koogs seit dem Ende der 1950er Jahre dem Hochwasserschutz. Unmittelbar angrenzend an das Wattenmeer haben sie sich jedoch schnell zu einem
Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung für den Vogelzug entwickelt. Sie bieten alljährlich zehntausenden Wat- und Wasservögeln einen sicheren Rastplatz. Seit 1967 engagiert sich der Verein
Jordsand im Hauke-Haien-Koog für den Schutz des Gebietes und bietet für die interessierte Öffentlichkeit natur- und vogelkundliche Führungen an. Aktuelle Termine der Führungen können auf der
Homepage des Vereins unter: www.jordsand.de/hauke-haien-koog/führungen-im-hauke-haien-koog/ eingesehen werden.
Kontakt:
Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V.
Paul-August Schult
Naturschutzfachliche Leitung der Regionalstelle Nordfriesland
Telefon: 0160 5530 122
E-Mail: paul-august.schult@jordsand.de
Pressekontakt:
Katja Schmela, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: 0151 70319239
E-Mail: katja.schmela@jordsand.de
Adresse: Bornkampsweg 35, 22926 Ahrensburg
Fotos zum Download für die Presse
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