Die Kegelrobbe ist das größte freilebende Raubtier Deutschlands. Die Bullen können bis zu 2,5 m lang und über 300 kg schwer werden – Weibchen bleiben mit max. 2 m und 250 kg etwas kleiner.
Das auffälligste äußerliche Merkmal der Kegelrobben neben der Körpergröße ist deren Kopfform. Sie erinnert entfernter an den eines Pferdes. Von der Stirn zum Fang bzw. zur Maulspitze läuft der Kopf gerade zusammen - wie bei einem Kegel (der Name entstammt jedoch wohl der Form der Zähne, die auch die Form eines Kegels haben). Das lässt den Kopf insgesamt sehr lang erscheinen.
Typisch ist auch die Fellfärbung: Kegelrobben haben zumeist größere Flecken im Fell, die bei jeder Robbe individuell und unregelmäßig verteilt sind. Anhand der Kopf- und Fellfärbung lässt sich bei Kegelrobben auch das Geschlecht bestimmen:
Männchen haben eine deutlich ausgeprägtere Schnauze, das Gesicht wirkt, als würde es nach unten abfallen. Auch der Nackenbereich der Bullen ist weitaus breiter als bei den im Gesamten etwas zierlicheren Weibchen. Das Fell der Weibchen hat in der Regel eine helle Grundfärbung und ist mit dunklen Flecken gespickt. Die Bullen haben tendenziell dunkles Fell mit hellen Flecken.
Im Jahreszyklus der Kegelrobben ist der Winter die spannendste Zeit. Hauptsächlich in den Monaten November – Januar sind die Kegelrobben sowohl in der Wurf- als auch Paarungszeit.
Die Jungen kommen mit einem langen, weißen "Lanugofell" zur Welt, das die noch ohne dicke Speckschicht ausgestatteten Jungtiere vor Kälte schützt, sie jedoch daran hindert, längere Zeit ins Wasser zu gehen. Erst nach 3 - 4 Wochen verlieren die Jungen ihr erstes Fell, dann können und müssen sie bald ins Wasser, um sich selbst mit Nahrung zu versorgen. Sobald die Jungtiere nach ca. zwei Wochen abgestillt sind, sind die Weibchen paarungsbereit und werden von den Bullen begattet.
Diese beanspruchen bis zu sieben Weibchen für sich und verteidigen ihre "Harems" gegen konkurrierende Männchen. Dabei kommt es oft zu blutigen Kämpfen, bei denen es aber nur in Ausnahmefällen(v. a. schon geschwächte Tiere, die die Wunden nicht auskurieren können) zu
ernsthaften Verlusten kommt.
Zu dieser Zeit müssen beide Geschlechter dauerhaft aufmerksam sein, zudem sind sie fast durchgehend an den Stränden und nehmen keine oder kaum Nahrung zu sich.
Daher ist es in dieser Zeit besonders wichtig, dass die Tiere nicht gestört werden. Jeder zusätzliche Stress stellt Gefahr für Mensch und Tier dar. Nach dem kräftezehrenden Winter haben die Tiere Zeit, sich wieder Reserven anzufressen und ein wenig zu erholen.
Ab März kommen die Kegelrobben wieder zahlreicher zur Helgoländer Düne. Im Frühjahr steht der Fellwechsel an.
Da das Fell über die Zeit abstumpft und nach und nach die Fähigkeit verliert, Wasser abzuweisen, muss es einmal im Jahr erneuert werden. Um ihr Fell erfolgreich "abzuschubbern" und nicht zu viel
Energie in das Aufwärmen der nassen Haut stecken zu müssen, liegen die "Kegler" wieder für eine längere Zeit am Strand. Auch das ist für den Stoffwechsel
aufwendig und erfordert für die Tiere viele Ruhe.
Nachdem der Fellwechsel abgeschlossen ist, können die Kegelrobben in die "Sommerpause". Dann sind sie viel in der Nordsee unterwegs, um sich ihre Fettreserven für den Winter anzufressen. Die Kegelrobben sind in dieser Zeit nicht sehr standorttreu und können Streifzüge im Radius von bis zu 500 km um die Düne unternehmen.
In der Vergangenheit wurde die Kegelrobbe stark durch den Menschen bejagt. Erst seit den 1970er Jahren stehen die Kegelrobben unter strengem Artenschutz. Nun gehören sie nach Bundesnaturschutzgesetz zu den besonders geschützten Arten (Rote Liste Art „stark gefährdet“). Der damals fast ausgerottete Bestand kann sich seitdem langsam erholen.
Im Winter 1996/97 wurde die erste Geburt auf der Düne festgestellt, 23 Jahre später im Winter 2019/2020 waren es schon 531Geburten. In der gesamten Nordsee geht man von ca. 6500 Individuen aus.
DieHelgoländer Kegelrobben sind Gegenstand verschiedener Forschungsprojekte, mit denen der Verein Jordsand e. V. zusammenarbeitet. Um mehr über das Leben der Kegelrobben herauszufinden, werden manche der Tiere z. B. mit telemetrischen Sendern ausgestattet oder bekommen Flossenmarken mit individuellen Kennnummern.
Besonders zu erwähnen ist das Projekt ‚Robbenbingo!‘ der Seehundstation Friedrichskoog, in dessen Rahmen möglichst viele Fotos der Robben gesammelt werden, um anhand individueller Merkmale, die Tiere wiederzuerkennen und ihren Lebenslauf nachzuvollziehen.
Mehr Informationen über die verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen und Forschungsprojekte, mit denen der Verein Jordsand auf Helgoland zusammenarbeitet, sind hier zu finden:
Robbenbingo! der Seehundstation Friedrichskoog
FTZ-Westküste (Forschungs- und Technologiezentrum Westküste)