Ein halbes Jahr auf Helgoland

Die Lange Anna Foto: Chiara Haase
Die Lange Anna Foto: Chiara Haase

Nun neigt sich mein Bundesfreiwilligendienst beim Verein Jordsand auf Helgoland leider langsam dem Ende zu und es ist an der Zeit über die vergangenen Monate noch einmal nachzudenken.

 

Anfang November bin ich auf der kleinen Insel mitten in der Nordsee angereist und bereits am Anleger in Cuxhaven wurde ich mit den Worten „Na, willst du wirklich nach Alcatraz?“ begrüßt.

Ja, ich wollte und das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

 

In den ersten Tagen und Wochen lernte ich zunächst die täglichen Aufgaben, sowie meine Kollegen und Vorgesetzten kennen. Da ich praktisch kein Vorwissen hatte, gab es gerade in den ersten Tagen sehr viel Neues zu lernen und ich sammelte viele verschiedene Eindrücke, die mich teilweise etwas überforderten.

 

Zu meinen Aufgaben gehörte der tägliche Dienst auf der Düne und in unserer Hummerbude.

Auf der Düne achten wir, gemeinsam mit Mitarbeitern der Gemeinde darauf, dass sich die Besucher den Robben nicht weiter als 30 Meter nähern und informieren sie gleichzeitig über die Gefahren im Umgang mit den Tieren und über die Robben im Allgemeinen. Außerdem bieten wir täglich Führungen auf der Düne an, die den Besuchern die einzigartige Flora und Fauna näherbringen sollen.

 

In der Hummerbude verkaufen wir unter anderem Tickets für unsere Führungen und helfen natürlich auch dort jedem Interessierten bei Fragen zu unseren Schutzgebieten weiter.

Aber ich hatte auch noch einige weitere Aufgaben zu erledigen, die über die Monate verteilt anfielen. Beispielsweise führte ich alle zwei Wochen zur Springtide das Spülsaummonitoring durch, bei dem der Müll an einem bestimmte Strandabschnitt eingesammelt, dokumentiert und entsorgt wird. Ab Januar durfte ich zweimal die Woche morgens auf die Düne fahren, um dort  die Robben zu zählen, was ich wirklich interessant fand und mir sehr viel Spaß gemacht hat. Auch das Verfassen von Texten und das wissenschaftliche Arbeiten kamen nicht zu kurz. So schrieben meine beiden Kollegen und ich am Jahresbericht für das Land Schleswig-Holstein für den Verein Jordsand mit und verfassten einen eigenen Artikel über eines unserer Schutzgebiete für die Vereinswebseite. Dies half mir insbesondere dabei, meinen Schreibstil zu verbessern und ich konnte mein Fachwissen weiter vertiefen.

 

Ein besonderes Highlight in meiner Zeit auf Helgoland war die Geburtensaison der Kegelrobben, die von Mitte November bis Anfang Januar stattfindet. Bereits in meiner ersten Woche wurde eines der ersten Jungtiere geboren und es war für mich etwas sehr besonderes dieses kleine, weiße Fellknäuel mit eigenen Augen bestaunen zu können. Schnell wurden es immer mehr und am Ende der Saison waren es insgesamt 531 Geburten. Obwohl ich selber keine Geburt beobachten konnte, war es trotzdem ein einmaliges Erlebnis die Jungtiere den ganzen Winter über beim Großwerden zu beobachten.

 

Zu Weihnachten erlebte ich die Insel zum ersten Mal mit sehr vielen Touristen. Dies bedeutete, dass die Besucherlenkung auf der Düne etwas schwieriger wurde, aber wir hatten in dieser Zeit tatkräftige Unterstützung von weiteren Freiwilligen.

Eine ganz neue Erfahrung für mich war auch Weihnachten nicht mit meiner Familie zu feiern, aber sehr freundliche Insulaner luden uns Freiwillige zu sich nach Hause ein und wir verbrachten einen wirklich schönen Heiligabend miteinander.

 

Ab März kamen die Maßnahmen zum Corona-Virus und alle Touristen mussten die Insel verlassen. Seitdem ist es hier still geworden, aber es ist auch irgendwo ein Privileg Helgoland mal so erleben zu dürfen. (Hier berichtet Chiara von Ihren Erlebnissen zu Beginn der Corona Pandemie) Bei strahlendem Sonnenschein ist man fast alleine mit den Robben und Möwen auf der Düne und wir können uns im Moment viel mit Monitoring-Aufgaben beschäftigen. Ich persönlich finde es schade, dass ich meine letzte Führung unbewusst nun schon Anfang März gegeben habe, da mir Führungen am meisten Spaß gemacht haben. Außerdem wollten mich einige Verwandte und Freunde im März/April noch hier auf der Insel besuchen, was nun leider auch nicht mehr stattfinden kann, aber ich werde bestimmt nicht das letzte Mal hier gewesen sein.

 

Mir hat mein halbes Jahr auf Helgoland auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht und ich konnte Einiges daraus mitnehmen. Natürlich gab es zwischendurch immer auch Tage, an denen ich dachte „Was mache ich hier eigentlich?“. Vor allem, wenn einen der Regen dann mal wieder überrascht hat oder die Touristen vielleicht nicht ganz so nett waren, aber zum Glück blieb das die Seltenheit. Ich konnte mir hier nicht nur viel Fachwissen aneignen, sondern auch einiges im Umgang mit Menschen und vor allem Selbstständigkeit lernen. Das Schönste ist allerdings, dass ich so viele tolle und interessante Menschen kennenlernen durfte und neue Freundschaften schließen konnte.

 

Zwar lag der Fokus in meinem halben Jahr im Winter auf Helgoland mehr auf der Arbeit mit Touristen und Kegelrobben auf der Düne, aber nun im Frühjahr konnte ich auch noch einen Teil der Zugvogelzeit miterleben. Auch die Brutvögel am Lummenfelsen durfte ich noch sehen, wie Basstölpel oder Trottellummen, die ihre Brutplätze eingenommen haben. Helgoland hat auf jeden Fall einiges zu bieten und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich hier das letzte halbe Jahr wohnen und arbeiten und das Leben auf der Insel besser kennen lernen konnte.

 

 

Chiara Haase, BFDlerin auf Helgoland

Eine junge Kegelrobbe kuschelt mit einem Stein Foto: Chiara Haase
Eine junge Kegelrobbe kuschelt mit einem Stein Foto: Chiara Haase
Der Südstrand an einem klaren Tag Ende November 2019 Foto: Chiara Haase
Der Südstrand an einem klaren Tag Ende November 2019 Foto: Chiara Haase
Blick von der Düne auf die Hauptinsel Foto: Chiara Haase
Blick von der Düne auf die Hauptinsel Foto: Chiara Haase

Kontakt

Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e. V.

Bornkampsweg 35

22926 Ahrensburg

Tel.: 04102 32656

Email: info@jordsand.de


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