Mit seinem massiven Felskern verfügt Helgoland über ein
einzigartiges geologisches Fundament in der Inselwelt der südlichen Nordsee. Die mesozoischen Schichten des Buntsandsteins, die hier an die Oberfläche treten, lagerten sich vor ca. 240 Millionen Jahren in einem tropischen Flachmeer ab. In der norddeutschen Tiefebene liegt der Buntsandstein normalerweise in mehreren Kilometern Tiefe, bedeckt von mächtigen Sedimenten aus jüngeren geologischen Epochen. Im Gebiet um die heutige Insel Helgoland begann während der Kreidezeit vor etwa 100 Mio. Jahren über einem sich aufwölbendem Salzstock aus
Zechsteinsalzen die Hebung der Buntsandsteine und aufliegenden Muschelkalke.
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An der Oberfläche unter dem zersetzenden Einfluss von Niederschlägen, atmosphärischen Gasen und Starkwind werden diese, vergleichsweise weichen Gesteine, seit nunmehr dutzenden Jahrmillionen schrittweise gelöst und ausgewaschen. Die Kraft der Brandung tut dabei ihr übriges, die Klippenfelsen auszuhöhlen. Unter dem dynamischen Regime der Naturkräfte entstand so am Fuße der Klippen ein ausgedehntes Felsplateau, eine sogenannte Abrasionsplatte. Typisch für eine Steilküste ist die Gliederung mit einem steil abfallenden Kliff (auf Helgoland West- und Nordklippe), eine durch die Brandung modellierte Hohlung am Klippenfuß und einem vorgelagerten glattgeschliffenen Plateausockel aus Erosionsschutt. Erst in der jüngsten historischen Vergangenheit hat die Felsküste Helgolands durch den Bau der Uferbefestigungsanlagen ihre Charakteristik als aktive Steilküste weitgehend verloren. Der Helgoländer Felssockel mit dem wertvollen Lebensraum Felswatt ist seit 1981 als Naturschutzgebiet geschützt und wird seit über 30 Jahren vom Verein Jordsand betreut. Mit einer Größe von 5.184 ha gehört der Felssockel zu den flächenmäßig größten Naturschutzgebieten in Schleswig-Holstein.
Die ökologische Gliederung des Felswattes wird grundlegend von der Gezeitendynamik bestimmt. Bei einem Gezeitenhub von bis zu 3 Metern fallen die relativ höher gelegenen Wattflächen am Fuße der Klippen regelmäßig periodisch trocken. In diesen Lebensräumen der oberen- und unteren Gezeitenzone (Eulitoral) sind verschiedene Braunalgen wie Sägetang (Fucus serratus),
Blasentang (Fucus vesiculosus) und Spiraltang (Fucus spiralis) bestandsbildend. Sie bedecken als dichter, glitschiger Algenteppich die trockengefallenen Felsen, auf denen sich die Organismen mit einer kräftigen Haftkralle, dem Rhizoid, anhaften. Zu der gezeitenbeeinflussten Zone des Felswatts gehören auch die Gezeitentümpel, die bei Niedrigwasser als Meerwassersenken im trockengefallenen Watt erhalten bleiben und sich durch ihre hohe Artenvielfalt auf kleinem Raum auszeichnen.
Neben verschiedenen Algenarten beherbergen die Gezeitentümpel eine Vielzahl an kleinen Krebsen, Garnelen und
kleinen Fischen. In den seewärts anschießenden, tiefer gelegenen, Bereichen des Felswatts geht das Eulitoral in das Sublitoral, die Dauerflutzone, über. Hier dominieren die größten Vertreter der Braunanlagen unserer Breiten – Fingertang (Laminaria digitata) und Palmentang (Laminaria hyperborea) mit Wuchshöhen von bis zu 3 Metern bilden bis hinab in eine Wassertiefe von 8 Metern dichte Kelpwälder.
Die ständig wasserführenden Gezeitenströme, die Priele, gehören ebenso zu der Dauerflutzone des Felswattes. Sie bieten ähnlich den Gezeitentümpeln kleinräumig eine Fülle von ökologischen Nischen und sind durch die mehrmals täglich wechselnden Strömungen von einer hohen Dynamik geprägt.
Am eindrucksvollsten präsentiert sich das Felswatt dem Beobachter übrigens zur Springtide, wenn der Gezeitenhub am stärksten ausgeprägt ist. Dann fallen bei Ebbe regelmäßig weiträumig große Flächen dieser einzigartigen Landschaft trocken und können zum Beispiel vom Klippenrandweg an West- und Nordklippe aus bestaunt werden.